Anerkennung für Lernende. Eines meiner Lieblingsbücher aus dem Studium zur Erwachsenenbildnerin ist über Anerkennung in der Pädagogik. "Anerkennung meint eine durch emotionale und soziale Wertschätzung geprägte Haltung zwischen mindestens zwei miteinander kommunizierenden Individuen (...)". Prof. Dr. Müller-Commichau ist der Mensch, der hierzu etwas geschrieben hat.
Wir hatten das große Glück, ihn während des Studiums in Seminaren kennenzulernen. Er meint, dass Anerkennung eine Haltung ist, die gegenüber Anderen auch mittels Handeln bzw. Sprechen zu verwirklichen sei. Denn durch eine aufmerksame, anerkennende Haltung gegenüber Lernenden können diese dann Fähigkeiten und Kompetenzen an sich selbst entdecken - auch bisher vernachlässigte "Segmente des Selbst" (Müller-Commichau 2014).
Menschen lernen eben nicht nur aufgrund pragmatischer Begründungen, sondern sie eignen sich Wissen an, wenn sie sich mit dem Wissenstransporteur identifizieren können.
Sicher kennst Du das von Dir auch: Jemand, der an Dich geglaubt hat - gerade als Lehrender - der Dich individuell wahrgenommen und geschätzt hat, sei es auch nur in seiner Haltung Dir gegenüber, hat echt Entwicklung bewirkt. Wenn Du das nicht kennst: Schade! Es ist fantastisch, das Gefühl zu bekommen, angenommen und anerkannt zu sein. Mit sich selbst, individuell als einzigartige Person.
Ich habe schon viele Lernende erlebt, die somit plötzlich neue Potenziale bei sich erkannt haben und viel selbstsicherer sein konnten. Die sich plötzlich entwickelt haben und viel wirksamer sein konnten.
Übrigens funktioniert das auch bei Kollegen/Mitarbeiter, wenn Du Ihnen gegenüber Deine Haltung anpasst :-)
Auch das folgende Prinzip macht sehr viel mit Deiner Lehrenden-Rolle: "Verabschieden Sie sich in Ihrem Denken von dem jeweiligen Gegenüber von Richtig und Falsch, reflektieren und argumentieren Sie stattdessen mit dem Gegenüber von Angemessen und Unangemessen." Zitat Müller-Commichau.
Übrigens: Wie steht es mit Deiner Anerkennung Dir selbst gegenüber? Überhöhung Deiner Person oder "altruistische Manier", mit der Du Dich auf Andere einlässt und Dich dabei selbst aus dem Blick verlierst?