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AutorenbildHeike HL

PhysioSein: Nutzen und Grenzen der Blackroll (Faszienrolle)...

Aktualisiert: 8. Feb. 2020


PhysioSein; Nutzen und Grenzen der Blackroll (Faszienrolle)...in diesem BLOGEintrag geht es um ein bei Patienten und Therapeuten inzwischen sehr beliebtes "Therapie"-Gerät: Die Blackroll oder Faszienrolle.

Es gab einen sehr interessanten Fachartikel in der Zeitschrift Physiopraxis (2017), in dem der Sportwissenschaftler Dr. Christian Baumgart zu der Rolle befragt wurde. In diesem Bereich wird das Gerät übrigens deutlich kritischer gesehen als in der Physiotherapie...Hier habe ich die wesentlichen Erkenntnisse aus dem Interview mit eigenen Worten zusammengefasst:

Wie funktioniert die Black-/Faszienrolle? Eine harte Schaumstoffrolle (sehr hart!) wird genutzt, um mit seinem Körpergewicht auf dem Gerät zu rollen. Sehr oft wird das an Beinen und Rumpf getan.

Was sind die angeblichen Wirkmechanismen? Durch den Druck, kombiniert mit Bewegung sollen Bindegewebe (oder Faszien), aber auch Muskeln selbst behandelt werden (beides bildet übrigens eine Einheit...).

Was passiert dadurch mit dem Bindegewebe? Das Bindegewebe verdickt sich, denn durch die starken (und schwer bis gar nicht zu dosierenden) Kräfte erhält der Körper den physiologischen Reiz, Gewebe zu bilden. Da Haut- und Bindegewebe die oberste Schicht des Körpers einnehmen, reagieren diese zuerst.

Was sind Nachteile und Folgen? Durch die starke körperliche Last auf der Rolle kommt es nicht nur zu einem Druck auf das Haut- und Unterhautgewebe, sondern auch auf Gefäße, Nerven, Muskeln und Knochen.

An der Wade kann das bedeuten, dass Venengefäße nicht mehr optimal das Blut aus den Beinen zurück transportieren können. Möglich ist auch eine ungünstige Auswirkung auf die mit zunehmenden Alter schwächer werdenden Venenklappen. Wenn diese nicht mehr gut funktionieren, begünstigt dies Krampfadern und Ödeme. Druck ist übrigens auch für Nerven nicht optimal, da sie dann in ihrer Funktionsfähigkeit beeinträchtigt werden können.

Gibt es auch Vorteile? Die Begeisterung, mit Geräten zu üben, kann motivieren, etwas körperlich aktives zu tun. Nach der "Druck-Roll"-Behandlung kann es zu einer gesteigerten Durchblutung kommen, allerdings kann man nicht sicher sagen, ob das nicht auch entzündliche Prozesse sind.

Da die Behandlung oft als schmerzhaft erlebt wird, könnte sich auf Dauer das lokale Schmerzempfinden reduzieren. Die Frage ist aber, ob es vorteilhaft ist, Schmerzreize an den Behandlungsstellen bewusst zu provozieren. Vorallem, wenn es in dem Bereich Verletzungen gab oder gibt.

Allerdings gibt es inzwischen auch wieder zunehmend Konzepte in der Therapie, die mit Schmerz arbeiten, nicht ohne...

Wann sollte man mit der Rolle eher zurückhaltend sein? Eigentlich immer - der positive Nutzen beruht auf subjektiven Überzeugung sowie verkaufsorientierten Aspekten und wird zu selten hinterfragt. Wissenschaftlich ist bisher kein eindeutiger Nutzen belegt. Sogar die Firma selbst veröffentlicht inzwischen eine Reihe von Kontraindikationen:

Überhaupt nicht darf die Rolle genutzt werden bei: Rötung, Schwellung und akutem Schmerz im "Druck-Roll"-Gebiet.

Nicht zu empfehlen ist sie ebenfalls bei: Osteoporose, Bandscheibenvorfällen, Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten, Fibromyalgie, rheumatischen Erkrankungen, Gelenkersatz, Tumorerkrankungen und Schwangerschaft.

Soweit die wesentlichen Inhalte - spannend.

Ich höre sehr oft von Laien, aber auch von Kollegen, dass die Blackroll mit Begeisterung genutzt wird. Für mein Gefühl manchmal etwas zu begeistert und ohne ein klares Therapieziel.

Interessant ist doch: Bis zur Entwicklung dieser Faszienrolle ging es auch prima ohne dieses "Therapie"-Gerät. Übrigens: Nur weil Therapeuten eine Blackroll haben, ist es nicht auch automatisch ein therapeutisch wirksames Gerät - und der Therapeut kompetent...

Das Hinterfragen von Gerätschaften in Therapien dürfte wieder mehr werden...Sowohl bei Professionellen als auch bei Patienten und Kunden.

Abschließen möchte ich mit dem Hinweis, dass wir ja als Physios gesetzlich verpflichtet sind, Patienten unter anderem über Auswirkungen und Nachteile von Behandlungen zu informieren...Und erst nach der Einwilligung zu einer Therapie diese durchführen dürfen. Gut so! Denn nicht jeder Patient steht auf Muskelkater, Hämatome und Gefäßstörungen...

Also Augen auf bei der Gerätewahl :-)



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