CoachSein: Stimmigkeit und Erfolg - eine Sache der Generation. Sowohl Du als Coach, als auch Deine Coachees profitieren vom Verständnis zu generationsbedingten Umständen. Erstens, weil es uns als Coaches prägt und zweitens, weil es den Coachingprozess beeinflussen kann.
Hier trage ich in Anlehnung an Martina Mangelsdorf ("Babyboomer bis Generation Z", 2017) einige Aspekte zu dem immer wieder auftretenden Thema Generationen zusammen.
Insbesondere für die Wertearbeit ist das Wissen hilfreich - denn so können wir uns vorstellen, welche Werte hinter den Anliegen unserer Coachees stecken.
Welcher Generation gehören Coachees an?
Sind sie "Babyboomer" - also zwischen 1946 und 1964 geboren? Dann ist ihnen Hierarchie und Disziplin wichtig. Sie haben vermutlich früh mitarbeiten und auf eigenen Beinen stehen müssen. Sie erlebten die Gastarbeiter, mussten sich rechtzeitig positionieren, um beruflichen Aufstieg zu verwirklichen - es gab einfach so viele von ihnen. Vielleicht habe sie auch einen anderen als den "klassischen" Werdegang beschritten. Sich für Politik, Frieden und soziale Gerechtigkeit engagiert.
Ihre Werte sind beispielsweise Strebsamkeit, Gemeinschaft, Ordnung, Sorgfalt und Entscheidungsfreiheit. Die Arbeitsmoral ist hoch, intrinsische Motivation und qualitativ hochwertige Arbeit sind für sie kein Neuland.
Oder gehören sie zur Generation X und ihr Geburtsdatum liegt zwischen 1965 und 1979? Sie haben Mütter erlebt, die arbeiten gehen und waren u.U. schon früh auf sich selbst gestellt. Scheidung war nichts ungewöhnliches, überhaupt wurde kulturelle Vielfalt genauso wie Unterhaltungsmöglichkeit präsenter. Die X-ler strebten eher nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit als nach Respekt vor Autorität. Skepsis war angesagt. Der PC gehörte immer mehr zum Alltag und das Mobiltelefon kam auf. Beruflicher Erfolg knüpfte sich an Titel und Status. Ein Trend zu Individualisierung und sozialen Gruppierungen wurde deutlich.
Werte wie Autonomie, Flexibilität, Gegenleistung, Kompetenz, Vielfalt und Zielorientierung bedeuten ihnen etwas. Produktivität ist ihnen wichtig, zudem Endresultate und Unternehmensziele, manchmal mehr als persönliche Ziele.
Aber vielleicht sind einzelne Coachees noch jünger und gehören somit zur Generation Y: den zwischen 1980 und 1995 Geborenen. Sie haben durch die vielen Medien globale Probleme und Herausforderungen miterlebt. Haben vermutlich einiges an Aufmerksamkeit zuhause bekommen, Anerkennung und Wertschätzung. Sie kennen Lob und Belohnung und haben Erwartungen, Anerkennung und Mitbestimmung zu bekommen. Arbeit ist für sie eher Selbstverwirklichung und rein zweckmäßig, der Job muss zu ihrem Lebensmodell passen. Sie sind im Zeitalter des Internet großgeworden! Doch ist ihnen Erfüllung und emotionale Bindung wichtig.
Werte, die ihnen bekannt sein dürften, sind: Abwechslung, Lifestyle, Selbstverwirklichung, Spaß, Transparenz, Zusammenarbeit. Arbeit taugt ihnen, solange Lebensziele verwirklicht werden können und Sinn darin zu finden ist. Aber sie sind auch offen für die Suche nach Neuem.
Noch jünger sind Deine Coachees, wenn sie der Generation Z angehören. Das sind die ab 1996 geborenen. Die Generation der Z-ler wächst digital auf. Materiell geht es den meisten gut - die Eltern kümmern sich intensiv um sie. Verschiedene Familien- und Lebensmodelle sind genauso selbstverständlich wie Gleichberechtigung von Mann und Frau (und Diversen). Medien, Technologie und Vernetzung sind selbstverständlich. Einige von ihnen haben direkt Entzugserscheinungen, wenn sie "offline" sind.
Ihre Wertorientierung dreht sich um Erfüllung, Informationsfreiheit, Sicherheit, Stabilität, Unternehmergeist, Vernetzung und Unverbindlichkeit. Für die Arbeit bedeutet das vermutlich, dass Erwartungen der eigenen Eltern erfüllt werden wollen, sie auf der Suche sind nach einem Antrieb für ihr Berufsleben. Der Beruf soll sie erfüllen und Spaß machen.
Was bedeutet das für Coaching-Prozesse?
Zweierlei: Die Ansprache, bzw. die Coaching-Methode(n) sollte(n) passen und das Zeitmanagement im Coachingprozess wird beeinflusst. Denn Zielfindung, -definition und -arbeit wird maßgeblich vom Coachee beeinflusst. Und so kann Vorbereitung und Durchführung entsprechend geplant und angepasst werden.
Das Aufgreifen der Erlebnisinhalte der Coachees durch den Coach ist sprachlich ebenso wichtig wie die Fähigkeit zur Antizipation. Um antizipieren zu können, ist Wissen zu Generationseinflüssen jedoch unabdingbar. Die Fragen an den Coachee können mit Wissen um Werte und Generationskontext stimmiger gestellt werden. Bilder und Anker älterer/jüngere Coaches/Coachees divergieren vielleicht - Methoden sollten dementsprechend generationsstimmig angeboten werden.
Übrigens: das oben genannte Buch ist vor allem dann lesenswert, wenn Arbeitsprozesse so gestaltet werden sollen, dass mehrere Generationen angesprochen und zufriedengestellt werden.